Gibt man in Suchmaschinen Calcium und Hund ein, dann kommen hunderte Beiträge zum Vorschein. Man kann alle durchsehen, denn in fast jedem Beitrag ist etwas Interessantes und etwas Neues dabei. Ich habe mich bemüht alle Faktoren, die ich für wesentlich halte hier zusammen zu fassen.

 

 

1.Was ist Calcium?

 

2.Braucht der Hund Calcium und wenn ja wofür?

 

3.Wie viel Calcium muss er aufnehmen?

 

4.Wie viel Calcium nimmt er in Wirklichkeit auf?

 

5.Wie wird ein Nährstoffbedarf eines Tieres ermittelt?

 

6.Welche Produkte gibt es? Wo liegt der Unterschied?

 

7.Gewinnung der Produkte und die Verarbeitung im Hundekörper.

 

 

 

 

    1. Was ist Calcium?

 

 

Elementares Calcium ist ein glänzendes, silberweißes Metall. Aufgrund seiner starken Reaktivität (Reaktivität ist die Fähigkeit eines Stoffes, eine chemische Reaktion = Bindung einzugehen) kommt es nur chemisch gebunden als Bestandteil von Mineralien vor.

 

!!!! Es ist wichtig zu wissen, das Calcium also immer an etwas gebunden ist: Daraus ergibt sich dann auch die Berechnung die zu fütternde Menge aus den verschiedenen Calciumquellen. Dazu kommen wir später !!!

 

 

 

    1. Braucht der Hund Calcium und wenn ja wofür?

 

 

Calcium ist der mengenmäßig am stärksten vertretene Mineralstoff im hündischen Organismus. 99 Prozent des im Körper vorkommenden Calciums wird in Knochen und Zähnen gespeichert, denen es Stabilität und Festigkeit verleiht. Nur 1 Prozent des Calciums verteilt sich auf die Zellen und den Extrazellularraum (Geweberaum zwischen den Zellen).

 

Calcium hat viele äußerst lebenswichtige Aufgaben im Körper:

 

 

    • Calcium ist für die ordnungsgemäße Funktion von Muskeln und Nerven erforderlich. Ist zu viel oder zu wenig Calcium im Körper, kann es zu Muskelkrämpfen und neurologischen Fehlfunktionen kommen.

 

    • Calcium ist zur Regulation des Säure-Basen-Haushalts unerlässlich. Sinkt der pH-Wert des Blutes beispielsweise unter eine bestimmte Grenze, dann wird Calcium aus den Knochen gelöst, um den Blut-pH-Wert wieder auszugleichen und um somit zu verhindern, dass das Blut sauer wird.
      Dieser Prozess ist lebenswichtig, denn der pH-Wert des Blutes beeinflusst unter anderem die Atemfrequenz und den Sauerstofftransport mithilfe der Blutkörperchen.

 

    • Calcium ist an zahlreichen enzymatischen Reaktionen als Co-Faktor beteiligt.

 

    • Calcium ist überdies an der Blutgerinnung beteiligt, da sich einer der Blutgerinnungsfaktoren (Prothrombin) nur in Gegenwart von Calcium in seine aktive Form (Thrombin) umwandeln kann, so dass man ohne Calcium bei der Blutstillung Probleme bekäme.

 

    • Über das Futter gelangt Calcium in die Blutbahn. Hier wird ein bestimmter Calciumspiegel vom Körper konstant gehalten. Dies regeln Hormone der Nebenschilddrüse ( Parathormon ) und der Schilddrüse ( Calcitonin ). Sinkt der Calciumspiegel im Blut, wird vom Körper sofort vermehrt Parathormon gebildet, welches den Calciumabbau aus dem Skelett fördert und damit den Calciumspiegel wieder auffüllt.
      Steigt der Calciumspiegel dagegen im Blut an, wird vermehrt Calcitonin ausgeschüttet, welches die Einlagerung von Calcium in das Skelett fördert und somit den Calciumspiegel im Blut senkt.

 

 

!!! An diesem Beispiel können wir gut erkennen, dass der Körper sehr wohl in der Lage ist in „kurzen Notzeiten“ in denen der Calciumspiegel nicht optimal ist, sich zu selbst zu helfen!!!

 

 

 

    1. Wie viel Calcium muss der Hund aufnehmen?

 

 

So jetzt kommen wir zu einem sehr schwierigen Punkt. Diese Frage wird oft stundenlang diskutiert und erörtert. Ob in der Hundeschule oder in Expertenkreisen, in Workshops oder Ernährungsseminaren überall prallen Meinungen aufeinander.

 

In der Expertenliteratur stehen Angaben: 50mg-100mg pro Kilo Körpergewicht am Tag.

 

!!!! Und genau das ist der schwierige Punkt: Also was jetzt: 50 mg oder das Doppelte? Wie absurd ist das denn? !!!

 

 

 

    1. Wie viel Calcium nimmt er in Wirklichkeit auf?

 

 

Die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung hängt von verschiedenen Faktoren ab :

 

 

      • Alter des Hundes

 

      • welche Nährstoffe nimmt er gleichzeitig zu sich (Vitamin D, Phosphor, Zink,…)

 

      • Allgemeiner Gesundheitszustand des Hundes

 

      • Darmgesundheit des Hundes

 

      • Vitamin D Versorgung

 

      • Bioverfügbarkeit der verwendeten Calciumquelle

 

      • …..

 

 

In der Literatur findet man Angaben, dass der Hund zwischen 10-90 % des gefütterten Calciums verwerten kann.

 

!!! Schon alleine diese Angabe ( 10-90%) Verwertbarkeit zeigt uns dass die Calciumaufnahme mit Sicherheit eine sehr „hundeindividuelle“ Angelegenheit ist !!!

 

 

 

    1. Wie wird ein Nährstoffbedarf eines Tieres ermittelt?

 

 

Wie wird den der Bedarf an Vitaminen, Makronährstoffen, Mikronährstoffen,… ermittelt? Natürlich durch Fütterungsversuche an lebenden Tieren. Geht ja auch gar nicht anders. Nur wie wir gesehen haben spielt da ja viel mit hinein: Abgesehen von der Art der Fütterung: rohes Fleisch mit Gemüse / mit oder ohne Getreide, Trockenfutter oder Naßfutter spielt ja auch Alter, sonstige Nährstoffversorgung aber auch Rasse und Gesundheitszustand eine Rolle.

 

!!!! Kann man jetzt für alle Eventualitäten einen eigenen Fütterungsversuch starten? Um in der Wissenschaft eine wirklich korrekte Arbeit ab zu geben, ist es erforderlich eine Kontrollgruppe zu bilden. Wie viel Tiere braucht ich dann um einen Versuch korrekt durch zuführen? !!!!

 

 

So ziehen wir mal Zwischenbilanz:

 

Einig sind wir uns, dass Calcium für den Hund lebensnotwendig ist. Da haben wir aber im ersten Punkt auch schon erkannt, dass der Köper sehr gut in der Lage ist Schwankungen des Calciumspiegels im Blut perfekt aus zu gleichen.

 

Weniger einig sind sich die Experten darin, wie viel Calcium am Tag der Hund zu sich nehmen muss. Eine Bandbreite von bis zum Doppelten. Wie aussagekräftig ist denn das?

 

Auch die Verwertbarkeit des aufgenommen Calciums scheint sehr hundeindividuell zu sein.

 

Und zu guter Letzt: Wie wird der Bedarf bestimmt bzw. ausgetestet?

 

Also wenn wir jetzt ehrlich sind: ……

 

Trotzdem: weiter geht’s

 

 

 

    1. Welche Produkte gibt es? Wo liegt der Unterschied?

 

 

Im ersten Punkt haben wir uns die Frage gestellt was ist Calcium überhaupt und wie kommt es in der Natur vor. Ein elementares also reines Calcium gibt es nicht. Es ist immer an andere Mineralien gebunden. Das bedeutet jetzt für uns: wir müssen jetzt wissen, wie viel elementares Calcium (denn genau das braucht der Körper) in jedem Produkt enthalten ist.

 

Produkte:

 

Calciumcitrat: der Mindestgehalt an Calcium ist 21%. Das bedeutet: wenn wir 100g Calciumcitrat verfüttern, füttern wir 21g elementares Calcium.

 

!!!! Diese Angaben können jedoch von Hersteller zu Hersteller abweichen. Bitte unbedingt Fütterungsempfehlungen an der Packung beachten.!!!!

 

Calciumcarbonat: der Mindestgehalt an Calcium ist 36%. Das bedeutet: wenn wir 100g Calciumcarbonat verfüttern, füttern wir 36g elementares Calcium.

 

!!!! Diese Angaben können jedoch von Hersteller zu Hersteller abweichen. Bitte unbedingt Fütterungsempfehlungen an der Packung beachten.!!!!

 

Knochenmehl: Auch hier kommt es ganz auf die Sorte und Qualität der verarbeitete Knochen an. Man kann, da bei der Verarbeitung das Wasser aus dem Knochen verdunstet mit gut 25 % elementarem Calcium rechnen.

 

!!!! Diese Angaben können jedoch von Hersteller zu Hersteller abweichen. Bitte unbedingt Fütterungsempfehlungen an der Packung beachten.!!!!

 

Eierschalen: Man rechnet die Eierschale mit max. 90% Calciumcarbonat und 10% sonstiges. Das bedeutet, dass in 100g Eierschale ca.32,4g Calcium enthalten ist. (viele Quellen geben bis zu 37% an). Genannte Angaben dienen als Orientierungshilfe, wenn man seine Eierschalenpulver selber herstellt.

 

!!!! Diese Angaben können jedoch von Hersteller zu Hersteller abweichen. Bitte unbedingt Fütterungsempfehlungen an der Packung beachten.!!!!

 

Knochen: Hier kommt es natürlich sehr auf die Tiergattung und vor allem auf das Alter des Schlachttieres an. Man kann mit einem Mittel von ca. 20% rechnen. Ein frischer Knochen (ohne Fleisch) besteht aus 20% Wasser, 25% organischen Anteil wie Knorpeln, Sehnen,… und 55 % anorganischem Anteil also meist aus Calciumverbindungen und Salze, die man zur Berechnung heranziehen kann.

 

!!!Es ist jedoch ratsam immer Fleischknochen zu füttern. Die oberen Angaben über Knochen dienen nur dem Verständnis!!!!

 

Fleischknochen: kann man mit 1g Knochen/Kg Körpergewicht/Tag rechnen.

 

!!!Es kommt auf die Tierart und die Menge des anhaftenden Fleisches an.!!!

 

 

Wo liegt der Unterschied zwischen den Produkten?

 

Wichtig ist zu wissen, dass alle Produkte einen unterschiedlichen Wert an elementarem Calcium haben. Es ist von Vorteil, wenn man sich als Hundebesitzer da ein wenig Überblick verschafft. Und somit ergeben sich folgende Mengenangaben (diese sind reine Richtwerte auf der Basis: 80mg Ca/kg Körpergewicht/Tag).

 

Köpergewicht des Hundes in kg

 

Calciumcitrat: berechnet mit 21% Ca

 

Calciumcarbonat: berechnet mit 36% Ca

 

Knochenmehl: berechnet mit 25% Ca

 

Eierschalen: berechnet mit 32% Ca

 

Fleischige Knochen: 1g/kg Körpergewicht /Tag, berechnet mit 20% Ca

 

gestr. TL = gestrichener Teelöffel

 

gehäuft. TL = gehäufter Teelöffel

 

Eierschalen: getrocknet und gut zerkleinert

 

fleischige Knochen: Knochen mit Fleisch

 

 

 

 

Körper-Gewicht

Calciumcitrat

Calciumcarbonat

Knochenmehl

Eierschalen

fleischigeKnochen

10kg

3,7g  =                   1 gestr.TL

2,3g  =                 1/2 TL

3,2g  = 1gestr.TL

2,5g  =         1/2TL

10g

20kg

7,4g  =              1gut gehäuft.TL

4,6g  =                      1gestr.TL

6,4g  = 1gehäuft. TL

5,0  g=        1gehäuft. TL

20g

30kg

11,1g  =                2 gehäufte TL

6,9g  =                     1 gehäufter TL

10g  = 1gehäuft. TL + 1 gestr. TL

7,5g=                    1 gut gehäuft TL

30g

40kg

14,8g  = 1gehäuft. TL + 2 gestr.TL

9,2g  =     1gehäuft.TL +1gestr. TL

13g  =                  2 gehäuft. TL

10,0g  =      1gehäuft. TL      +1 gestr. TL

40g

 

       7. Gewinnung der Produkte und die Verarbeitung im Hundekörper-

 

Calciumcarbonat
kann entweder aus natürlichen Substanzen gewonnen werden (Ausgangsstoff Kalkstein, Kreide, Marmor) oder aber durch chemische Prozesse (gefälltes Calciumcarbonat). Bei den Zusatzfuttermitteln gibt es auf dem Markt Calciumcarbonat beider Herkunftsarten.
Natürliche Gewinnung:

 

Es kann aus Kreide, Kalkstein oder Calcit-Mamor gewonnen werden. Jede dieser Methoden unterscheidet sich in der Gewinnung von Calciumcarbonat untereinander und ist relativ aufwändig.

 

Künstliche Gewinnung:

 

Auch hier ist der Ausgangstoff Kalkstein aus dem Steinbruch. Durch das Verfahren des Kalkbrennens, Kalklöschen und Fällung entsteht ein Calciumcarbonat, welches jedoch vor allem für Industriezweige verwendet wird, die ein völlig reines Produkt brauchen.

 

Aufnahme im Hundekörper:

 

Ein kleiner Vergleich zum besseren Verständnis:

 

Verkalkte Spül- und Waschmaschinen, Kaffeemaschinen, Wasserkocher und -kessel. Im Leitungswasser befindet sich Calciumhydrogencarbonat, das sich beim Erhitzen des Wassers in unlösliches Calciumcarbonat „verwandelt“ und sich als Kalkablagerung an den Geräten ansammelt. Durch Essig- oder Zitronensäure lässt sich Kesselstein jedoch schnell wieder auflösen und „verschwindet“. Im Organismus vieler Tiere passiert auch nichts anderes. Auch hier zerstören Säuren das wasserunlösliche Calciumcarbonat:

 

Die Magensäure ( Salzsäure) : Je nach im Magen liegendem Futter hat der Hund kurz nach der Fütterung einen pH Wert von 2-3. Das bedeutet extrem sauer. Dieser ist dann imstand Calciumcarbonat in seine „Einzelteile zu zerlegen“:

 

CaCO3 + 2 HClreagiert zu CaCl2 + H2O + CO2

 

Das Calcium liegt hier auch nicht als reines Ca vor, sondern in Form von Calcium Ca2+ und Chlor-Ionen. Diese Verbindung wird dann vom Köper sehr gut aufgenommen. An der oberen Summenformel kann man erkennen, dass da noch CO2 dabei ist. Dieser Kohlenstoff stellt für gesunde Hunde kein Problem da.

 

Calciumcitrat (Lebensmittelzusatzstoff E333)

 

Der Ausgangsstoff für die Gewinnung von Calciumcitrat ist ebenfalls Kalk aus dem Steinbruch. Durch verschiedene Verfahren wird Calciumhydroxid gewonnen, welches dann mit Citronensäure eine chemische Reaktion eingeht. Endprodukt daraus ist das Calciumcitrat.

 

Aufgrund der organischen Citronensäure und der damit verbundenen höheren Löslichkeit ist die Bioverfügbarkeit des enthaltenen Calciums höher als bei den anorganischen Calciumsalzen wie Calciumcarbonat und gilt somit als besonders gut körperlich verwertbar. Calciumcitrat ist gut verträglich, da es im Magen der Hunde durch die Magensäure kein Kohlendioxid bildet, wie dies bei Calciumcarbonat der Fall ist.

 

Knochenmehl
wird im Regelfall aus sterilisierten (durch Erhitzung / Druck), getrockneten und gemahlenen Knochen gewonnen.
Der genaue Gehalt an Calcium (und Phosphor) ist abhängig von den verwendeten Knochen und vom Verarbeitungsprozess und kann je nach Hersteller sehr unterschiedlich sein.
Mit Knochenmehl erreicht man – wie auch mit Knochen- erhöhte Gesamtwerte von Calcium. Hier ist aber auf jeden Fall der Hinweis des Herstellers zu beachten, wie viel Phosphor enthalten ist.

 

Knochen(mehl) enthält Calciumcarbonat. Daher ist es wichtig, bei Verwendung dieser Produkte Fleisch in der Fütterung zu geben, damit der Magen auf jeden Fall den richtigen pH- Wert der Magensäure entwickeln kann.

 

Eierschale
gut getrocknet eventuell im Backrohr erhitzt und möglichst fein gemahlen (z.B. in einer Kaffeemahlmaschine), enthält ebenfalls praktisch nur Calciumcarbonat, ist aber ein reines Naturprodukt.

 

!!! In der Literatur wird teilweise angegeben, dass Calciumcarbonat aus Quellen wie Eierschale, Schneckenhäuser, Algen, Sepiaschalen,…für den tierischen Organismus besser verwertbar sind als Calciumcarbonat aus Gestein. Genaue Forschungen gibt es auf diesem Gebiet leider nicht. Rein von der chemischen Seite her betrachtet: CaCO3 ist und bleibt CaCO3 . Es ist natürlich möglich, dass in Eierschalen und Knochen noch Salze oder ähnliches enthalten sind, die die Bioverfügbarkeit des CaCO3 positiv beeinflussen. !!!

 

 

Nun wissen wir viel über Calciumcarbonat und Calciumcitrat, über Eierschalen und deren Calciumgehalt. Aber im Endeffekt ist es doch so: schon alleine die Angaben in der Literatur über die benötigte Menge an elementarem Calcium variieren extrem. Die Bioverfügbarkeit der einzelnen Produkte ist auch nicht klar festgelegt und schließlich kommt dann noch der „Hund als Individuum“ dazu. Außerdem hat die Natur es auch so eingerichtet, dass es bei kurzeitigem Mineralstoffmangel aber auch Vitaminmangel immer eine Übergangslösung gibt.

 

Natürlich ist es notwendig unsere Hunde ausgewogen zu ernähren, jedoch ist es nicht notwendig und auch nicht möglich dem Hund jeden Tag jedes Vitamin, jeden Mineralstoff,… in der von den (Futter) Herstellern angegebenen Menge zu füttern.

 

Oder sitzen Sie liebe Hundebesitzer jeden Tag mit dem Taschenrechner am Küchentisch und rechnen Sie für jedes menschliche Familienmitglied die benötigte Tagesmenge an z.B. Selen aus und richten sich dann für jeden einzelnen in der Familie beim Zubereiten der Speisen danach?