Hundebegegnungen und was mein Welpe dabei lernt.
Also stellen wir uns folgendes Szenario vor:
Es begegnen sich der 11 Monate alter Magyar Vizsla Leo und ein 3 Monate alter Goldie namens Cara in einer Hundezone in Wien ( Ja ich weiß, dass es jetzt vielen von Euch buchstäblich die Gänsehaut über den Rücken treibt, wenn ich sage Hundezone in Wien), aber trotzdem wir stellen uns vor: Hundezone in Wien. Das Welpenmädl Cara betritt mit ihrem Frauli die besagte Hundezone. Extrem viel fremde Gerüche von Hunden und Menschen und sonstigem Getier, das sich in der Nacht in der Hundezone herumtreibt. Die kleine Cara verliert fast den Verstand vor Schnüffeln und Aufregung und auf einmal kommt, so quasi aus dem Nichts, Leo herangeschossen. In seinem jugendlichen Übermut und über seine eigenen Füße stolpernd mit lautem Getöse schießt er auf das kleine Goldiemädchen zu. Im Hintergrund hört man eine hysterischer Stimme: „Leo langsam, ist ein Baby, Leo hörst du nicht? Langsam hab ich gesagt ist doch ein Baby…..“ und dann in Richtung Cara Frauli: „ Keine Angst, der will nur spielen, der tut nix!“
Na, ich weiß nicht so recht, denkt sich Cara und flüchtet sich mal sicherheitshalber zwischen den Füßen vom Frauli. Damit zeigt sie ganz offensichtlich: Na den Wahnsinnigen brauch ich jetzt nicht, der überrollt mich ja glatt, bitte Frauli Schutz geben!!!! Bitte halt mir den vom Leib!!!!.
Doch nach mehrmaligem Versichern, dass ihr Leo ja nur spielen will und ganz freundlich zu kleinen Mädls ist, geht Cara Frauli einen Schritt zu Seite und schiebt die kleine Cara in Richtung Leo: „Geh spielen mit dem lieben Leo – na los geh schon,…
Cara fährt der Schreck in die Glieder: Flüchten (Flight) zu Frauli nützt nichts, dann erstarrt der kleine Welpe, friert regelrecht ein und hofft, dass diese Strategie den Leo vielleicht etwas auf Distanz bringt. Doch der Kommentar vom Leo Frauli: geh brauchst dich nicht fürchten, der Leo ist ein ganz Lieber und das zustimmende Nicken ihres eigenen Fraulis lassen Cara mit weiterem Schreck erkennen: Leo wird immer aufdringlicher, die Strategie des „Freeze“ ( also des Erstarren) bringt auch nichts.
Nun wendet sie eine nächste Taktik an, um den ungehobelten Leo auf Distanz zu bringen. Sie beginnt zu „fiddeln“. (herumalbern). Durch stark übertriebenes Spielen als Übersprungshandlung in diesem Moment möchte Cara zeigen, dass sie dieser Situation nicht gewachsen ist, sie wünscht sich immer noch Distanz zu dem Rüden. Doch dieses Fiddln wird von den Besitzer meist falsch interpretiert. „ Schau jetzt spielen sie doch miteinander, na siehst Cara – geht ja.“ Doch diese übertriebene Gehampel (es ist aus Hundesicht eindeutig kein echtes Spielen) bringt Leo leider auch nicht dazu Ruhe zu geben. Also aus Caras Sicht wieder eine Strategie die sich nicht bewährt. Jetzt bleibt ihr nur mehr eines: der Fight. Ja Cara wird jetzt „kämpfen“ um sich diesen Leo vom Leib zu halten. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen (was bleibt ihr den anderes übrig, wenn ihr das eigene Frauli nicht hilft) und stürzt sich mit Todesverachtung zähnebleckend, knurrend und schnappend auf Leo.
Und siehe da: Es wirkt!!!!!!! Leo und Leos Frauli weichen entsetzt zurück. „ Na habe d’Ehre ist das ein kleines aggressives Biest“ ist der Kommentar von Leos Frauli und siehe da : beide ziehen davon.
-Erfolg, Erfolg, Erfolg,… denkt sich Cara. Super das ist die beste Strategie: Kämpfen – da hat man dann seine Ruhe. Das mach ich das nächste Mal gleich. Kein Flight, kein Freeze, kein Fiddl, nein gleich Angriff – das merke ich mir.
Das Frauli von Cara ist entsetzt: „Wie kannst du nur- ihr habt so schön gespielt, du bist ja wirklich aggressiv gewesen- schäm dich..“
„Blah, blah, blah denkt sich Cara, wurscht es hat genutzt – das nächste mal wieder.
Hat Cara solche Erlebnisse öfters, dann wird sie die Taktik des Fight bei Hundebegegnungen immer wieder anwenden und so zu ihrer Hundebegegnungsstrategie auserkoren.
Oder:
Wenn Cara am Ende gar verinnerlicht, dass nichts und niemand ihr hilft, kann ihr Dasein sogar in erlernter Hilflosigkeit münden.
So oder so- keine der beiden Strategien ist die Optimale für ein schönes Hundeleben.
Hundebesitzer müssen ihre Hunde lesen lernen, sie müssen erkennen ob diese Hundebegegnung für ihren eigenen Hund angenehm ist und danach auch handeln und beschützen.
Diese Zeilen gelten nicht nur für Welpen. Auch Besitzern von erwachsenen Hunden müssen sich im Klaren sein, dass JEDE HUNDEBEGEGNUNG Spuren hinterlässt. Es liegt an Ihnen als Frauli/Herrchen JEDE HUNDEBEGEGNUNG bewusst zu managen. Immer für ihren Hund da zu sein, wenn er Ihre Unterstützung benötigt. Erkennen, dass das Gegenüber kein idealer Begegnungsgefährte ist und schon im VORHINEIN ein Zusammentreffen zu unterbinden.
Wenn Sie souverän handeln, ihren Hund vor solchen Szenarien beschützen, wird Ihr eigener Hund genau das Vertrauen aufbauen können, das Basis für ein glückliches Hundeleben ist.